Meine beste Freundin Lilli (<3) hat um einen Lagebericht zur Situation in Japan gebeten, da ich ja ziemlich "nah" am Geschehen bin und natürlich komme ich dem Wunsch gerne entgegen.
Allerdings muss ich sagen, dass wir sooo viel garnicht von der Sache hier mitbekommen!
Im Hotel hatten wir ein paar cancels und als die Sache passiert ist kamen viele Japaner nicht nach Hause und sind dann bei uns im Hotel gestrandet oder konnten ganz einfach nicht abreisen. Das war aber nach wenigen Tagen geklärt.
Wegen der Atomsache... Klar ist es besorgniserregend, aber zu der Jahreszeit herrschen...Westwinde? oder sowas vor und die gehen von Korea weg. Außerden ist Seoul so weit von Fukushima weg, wie München von Tschernobyl.
Als damals dort die Katastrophe passiert ist, sollte man in Süddeutschland nur Früchte und Milch vermeiden etc... es bestand keine unmittelbare Gefahr. Außerdem war es damals in Tschernobyl so, dass es sehr sehr sehr viel gefährlichen Rauch gab. Dort im Reaktor wurde einSstoff verwendet...den ich gerade nicht weiss, der sehr lange gebrannt hat. In Fukushima gibt es diesen nicht, was den Grad der Verschmutzung im Vergleich "niedrig" halten würde. Also: Korea ist nicht in Gefahr!
Allerdings fühlen die Leute hier mit Japan. Viele Koreaner sprechen japanisch, von meinen Mitarbeitern waren einige für längere Zeit in Japan zum studieren. Einer ist mit einer Japanerin verheiratet. Die Bänder zwischen den beiden Ländern sind schon stäker und verzweigter als Japan - Deutschland und natürlich macht man sich Sorgen, und wünschte, man könnte mehr tun. Korea hat Helfer nach Japan geschickt und materielle Unterstützung. Die Koreaner spenden viel.
Ich habe mir auch Sorgen um einige meiner Freunde dort gemacht aber mittlerweile habe ich von den meisten gehört und eigentlich geht es allen mit ihren Freunden und Familien gut. Einer konnte die Familie seiner Tante nicht erreichen. Die Welle ist 4 km vor ihrem Haus zum Stop gekommen aber die Kommunikation war ganz abgeschnitten. Von den Behörden hatten sie allerdings schon vorher erfahren, dass die Familie in Ordnung ist.
Die ganze Sache ist furchtbar schrecklich. Ich habe die Tage viel japanisches Fernsehn geschaut. Dort habe ich Bilder gesehen von einem jungen Mann, der in den Trümmern saß und es nicht fassen konnte... die komplette Familie und seine Freunde wurden einfach fortgespült. Er kommt aus einer Stadt, in der 10.000 von 17.000 Menschen vermisst werden.
Ein anderer Bericht zeigte einen alten Mann dabei, wie er die Leiche seiner Frau identifizierte, bevor sie noch aus den Trümmern seines Hauses geholt werden konnte.
Ich bewundere die Japaner, wie sie trotz der Katastrophe und des immer noch schwelenden Unheils von Seiten der Atomreaktoren die Ruhe bewahren, sich organisieren, nicht jammern, sondern so wie es japanische Art ist, sich sogar dafür entschuldigen, dass sie der Welt Sorge bereiten. Ich bin in Gedanken bei meinen japanischen Freunden und ihren Verwandten und Freunden, die vielleicht nicht selbst betroffen sind, aber mit ihrem Land leiden und den tiefen Sorgen ins Gesicht blicken müssen, die dieser Tsunami mit ans Land gespült hat. Ausbleibender Tourismus, verweigerteLlieferungen von Lebensmitteln, die Versalzung des Bodens in einer Region, in derLlandwirtschaft sehr wichtig ist und das ist erst der Anfang.
Betet für Japan! |