Diesen Samstag war bei mir abends nicht viel los. Irgendwie hatte jeder meiner Freunde etwas anders zu tun...lernen, Mama helfen, Arbeiten...also bin ich einfach mal alleine losgezogen...
 
Hongdae ist DAS Unterhaltungsviertel für Junge Leute in Seoul. Dort findet man tausende von Bars, Restaurants, kleinen Läden mit den teilweise abgefahrensten Klamotten überhaupt und vor allem Clubs Clubs Clubs!
Überall ist Licht und Musik.
Sehen und gesehen werden lautet die Devise! Modetechnisch ist hier alles erlaubt! (Ich stell euch bald eine Seite eigens zu dem Thema rein


Einer der Hauptgründe, wieso Hongdae so belebt ist, ist Hongik University! Die grossen, modernen Universitätsgebäude liegen direkt an den Haupt-Spaß-Meilen des Viertels. Den Studenten dieser Uni folgt ein recht wilder Ruf. Das kommt daher, dass die Uni vor allem für ihre Kunst- und Designzweige berühmt ist und dadurch so manchen "ausgefallenen" Typen beherbergt.
Im Allgemeinen sagt man hier, dass HongikUniversity liberaler ist und mehr Platz für Individualisten bietet, als das im sonst sehr uniformen und elitären koreanischen Bildungssystem die Regel ist. (Das heißt aber nicht, dass die Studenten nicht trotzdem büffeln müssen, als ginge es um ihr Leben!)

Die Koreaner müssen einen unglaublich schweren Aufnahmetest bestehen wenn sie an der Uni studieren wollen. Den nötigen Wissensumfang, um so einen Test zu bestehen, können wir uns kaum vorstellen... man kann eigentlich so gut wie alles gefragt werden! Nach Beenden der Highschool, tun die meisten Koreaner ungelogen ein ganzes Jahr nichts anderes als für diese Tests zu lernen! Sie schotten sich von ihrer Aussenwelt ab und vergraben sich bis zum Hals in ihren Büchern. Kein Spass, keine Ferien, nur lernen lernen lernen. Ihr könnt euch vorstellen, was abgeht, sobald die Tests bestanden oder wenigstens vorbei sind... Exzesse jeglicher Art und das oft! Ab ca 10 Uhr abends gehören Sturzbetrunkene in Hongdae praktisch fest zum Ambiente! Die Nacht wird genutzt um der Strenge und Uniformität der Gesellschaft zu entkommen, um Spass zu haben und vor allem, um man selbst oder auch einmal jemand ganz anderer zu sein!

In Hongdae gibt es einen kleinen Park. Geht man dort Samstagnacht hin, kann man einiges zu sehen bekommen. Streetdancer, Musiker...vor allem Perkussionisten...bunte Vögel aller Art tummeln sich, tauschen sich aus, präsentieren ihr Können. Keine 5 Minuten dort, fing ich an mit 2 Jungs rumzualbern. Erst grinste der eine mich blöd an, dann begann der andere mich im Moonwalk zu umkreisen, ich gab meinen C-walk zum Besten...und so weiter und so weiter. Englisch: Fehlanzeige! Doch irgendwie klappt die Verständigung dann doch immer. Jinu and Jangnu sind 17 (18 in Koreanischer Altersrechnung)! Das bedeutet sie müssen Noona (grosse Schwester^^) zu mir sagen was ich ziemlich putzig finde.
Sie hassen Schule und mögen Tanzen. Wie ungefähr jeder hier ab 16, haben sie gefälschte Personalausweise (für 10.00 Korean Won an jeder Ecke (6.90Euro)) und machen damit jedes Wochenende die Clubs unsicher. Das Lustige an dieser Personalausweissache ist, dass die auf jeden Fimsch, wie Bierdeckel oder Milchkartons gedruckt werden. Jeder Türsteher weiß das. Sie drehen die IDs einfach nicht um, fragen ob derjenige seinen Namen und das Geburtsdatum kennt und lassen passieren...Ich wette ca die Hälfte von den Leuten in dem Club da waren noch keine 18 (bzw 19) aber bringt halt Geld...und gute Stimmung! Und die ist den Koreanern wirklich wichtig! Jedenfalls haben die 2 mich gefragt ob ich nicht lust habe einfach mitzukommen und da habe ich mich (wer mich kennt, kann sich das denken) bestimmt nicht zweimal bitten lassen.
Ohne koreanische Hilfe hätte ich den Club bestimmt nie gefunden. Zur Straße hin schien das nicht mehr als einfach eine Tür in der Wand. Auch die 2 Treppen abwärts ließen nichts ahnen... Was mich jedoch dann erwartete war ein grosser Raum mit einer schicken Beleuchtung und einer netten Bar. Riesige Ventilatoren in den Wänden in Kombination mit Nebelmaschienen gaben dem Ganzen diesen gwissen Undergroundstyle. Der Barkeeper, ein mittelalter, langhaariger Koreaner mit einem Fächer und ca 200 Ohrringen kannte meine beiden Begleiter schon. Dabei saß noch ein netter Ami, der sogar ein bisschen Deutsch sprach, weil er 2 Jahre in Frankfurt gelebt hat! Ab ca. um 12  Uhr begann der Club sich schlagartig zu füllen.
Koreaner gehen nicht clubben, um den ganzen Abend an einem Tisch oder der Bar rumzuhängen. Koreaner gehen in einen Club um zu tanzen! Und wie! Ich habe es noch nie erlebt, dass so viele Menschen so auf Musik abgehen, wie an diesem Abend. Da gibt es kein langweiliges von dem einen Fuss auf den anderen treten, kein schüchternes umherlunzen...Egal wie, hauptsache es wird sich bewegt. Und das meiste kann sich wirklich sehen lassen. Vor allem ist mein geschultes Clubberauge es nicht gewohnt so viele Herren das Tanzbein schwingen zu sehen. In Deutschland wird das ja meist überwiegend den Frauen überlassen. Nicht jedoch hier! Was mir auch gefallen hat war, dass trotz der Tatsache, dass die Getränke nicht viel oder auch gar nichts kosten, sich kaum betrunken wurde. Täte man das in Deutschland, wären nach einer halben Stunde die Hälfte der Leute breit. Ich hätte eigentlich wirklich etwas anderes von den mir als äußerst trinkfreudig bekannten Koreanern erwartet, jedoch scheint bei den meisten wirklich die Musik und das Tanzen im Vordergrund zu stehen. Zum Betrinken geht man woanders hin!

Als ich völlig erledigt um 4 Uhr den Heimweg angetreten habe, war alles noch in vollem Gange. Mein Resumee: Clubben in Korea ist TOLL!!! In Deutschland gehen nie Barkeeper durch den Club und verteilen umsonst Obst und Eiscreme! In Deutschland habe ich noch nie Sitzgelegenheiten speziell für Mädchen mit Highheels gesehen und in Deutschland ist die Musik nicht so schön Koreanisch wie hier

http://www.youtube.com/watch?v=5vwsPG1rbMk&feature=related

Im Moment ist das einer meiner ungeschlagenen Vavouriten im Club!